Kim Possible - Black Phönix - Prolog



Eine dunkle Seitengasse irgendwo auf der Welt, spätnachts

Es war eine dieser typischen Seitengassen, wie man sie aus Grossstädten wie New York oder London kannte. Auf beiden Seiten gesäumt mit Mülltonnen und –containern, abgegrenzt durch die meterhohen Backsteinmauern der umliegenden Häuser und spärlich durch eine flackernde Strassenlaterne beleuchtet. Normalerweise würde man das fast schon vergnüglich klingende Quieken von Ratten oder das Lachen einiger betrunkener Penner hören, die sich an den Abfällen dieser Welt erfreuten, aber nicht an diesem Abend. Es war einer dieser Nächte, an denen man nicht einmal einen Hund vor die Türe schicken würde, es regnete in Strömen, Blitz und Donner spielten ihr übliches Spiel.Auf einmal wurde das Plätschern des Regen durch Schritte gestört, es waren langsame, unregelmässige Schritte, als ob jemand hinken würde. Ein Schatten löste sich langsam aus der Dunkelheit der Gasse und ging, unter offensichtlich grössten Anstrengungen, auf die Laterne zu, an der er schliesslich auf die Knie ging.Ein Blitz erhellte kurz die Szenerie: Keuchend versuchte der junge Mann sich ein wenig auszuruhen, mit der linken Hand stützte er sich an der Laterne, mit der Rechten hielt er sich die linke Seite. Sein schwarzes Haar hing ihm tief ins Gesicht. Auf der linken Wange sowie am linken Arm hatte er einige deutlich sichtbare Schnitte, die stark bluteten. Sein Hemd war auf der linken Seite total zerfetzt und von Blut getränkt. Zu seinen Füssen bildete sich schon eine, mit Regenwasser vermischte Blutlache. Nur kurz betrachtete er seine rechte Hand, die ebenfalls mit Blut bedeckt war. Er zitterte am ganzen Körper, nicht vor Kälte, sondern wegen Überanstrengung und Schwäche.
Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen ganzen Körper und liess ihn aufschreien. Er musste husten, wobei es ihm vorkam, als ob er seine Eingeweide auskotzte, und spuckte Blut, dann wurde ihm kurz schwarz vor den Augen.
Er dürfe jetzt nicht ohnmächtig werden, sagte er sich immer wieder selbst. Viele Gedanken kreisten wirr in seinem Kopf herum, nun da sein Ende nah zu sein schien. Erinnerungen an die vergangenen Stunden, Gesagtes und Ereignisse kamen vor seinem geistigen Auge wieder zum Vorschein und dazwischen immer wieder diese wunderschönen, aber eiskalten, grünen Augen. Er wollte sich an der Person rächen, die ihm das angetan hatte, sie jagen und eigenhändig zur Strecke bringen. Vor allem diese Rachegedanken gaben ihm neue Kraft und Hoffnung, haben ihn seit einiger Zeit schon diesen Zustand überleben lassen.
Getrieben von Hass und tiefster Verachtung, stand er ein weiteres Mal auf, torkelte noch einige Meter und brach schliesslich vor einem der unzähligen Müllcontainer zusammen.
Auf dem Rücken liegend konnte er noch verschwommen einen alten, weissbärtigen Mann wahrnehmen, der sich zu ihm runterbückte und ihm mit beruhigender Stimme zuflüsterte: „Es wird alles gut.“, bevor der junge Mann in ein tiefes, schwarzes Loch fiel.






Fünf Jahre später; Drakkens Versteck, Alaska, nachmittags

Kim bekam eine Gänsehaut, diese dunklen, engen, metallischen Gänge waren ihr äusserst unheimlich. Sie waren wie ein Labyrinth angeordnet, dazwischen immer wieder elektrische Türen. Alles sah gleich aus, so dass man sich leicht hätte verlaufen können. Sie waren bisher praktisch auf keinen Widerstand gestossen, was der Teenagerin zusätzlich zu denken gab. Ausserdem war es schweinekalt.
Weder Wade, noch das zu Rate gezogene NGG konnten den Beiden derzeit helfen, Drakkens neustes Versteck war zu gut gegen elektronische Eingriffe und Abtastungen abgeschottet. Ohne Vorwarnung, praktisch blindlings, hätten sie also hinter jeder Ecke, hinter jeder Tür in eine Falle tappen können. Ron, der Kims Zögern richtig deutete, gab ihr einen kleinen Klaps auf die Schulter und grinste sie nur frech an. Sie verstand den Wink, lächelte zurück und ging vorsichtig weiter.
Zum Glück hatte eines von Drakkens Helferlein nicht nur eine elektronische Schlüsselkarte für sämtliche Türen und Schlösser gehabt, sondern auch noch äusserst gut den Weg zur Kommandozentrale erklären.
Immer wieder hielten die Beiden an, lauschten kurz, bevor sie wieder einige Meter weitergehen konnten. Endlich am richtigen Eingang zur Kommandozentrale angekommen, ging Kim rechts von der Tür in die Hocke, überprüfte noch einmal ihren Rucksack und zog einen etwa 30 Zentimeter langen, metallisch blauen Stab raus.
„Neue Ausrüstung?“, flüsterte Ron eifersüchtig, während er sich links von der Tür aufstellte. Kim hielt das eine Ende des Stabes fest mit der linken Hand, während sie langsam am anderen Ende drehte, was den Stab auf 1.60 Meter wachsen liess.
„Das ist ein Kampfstab, passend zu meinem Superanzug.“, flüsterte Kim nickend zurück. Beeindruckt antwortete Ron: „Nett! Apropos Anzug, warum trägst du ihn heute nicht?" - „Wade wollte einige Verbesserungen durchführen, es war reiner Zufall, dass er letztes Mal funktioniert hat.“
Kim liess den Stab wieder auf normale Grösse schrumpfen, steckte sich noch ihren Laserlippenstift in die Hosentasche und sah Ron direkt in die Augen. „Bist du bereit?“ – „Ja, ähnein ... es ist mit Sicherheit eine Falle“, gab dieser nun leicht verunsichert zurück. Gespielt genervt antwortete Kim: „Keine Fallendiskussi-onen mehr bitte, wir machen, was wir im Endeffekt immer machen.“ Fragend sah Ron sie an. „Wir treten rein.“, sagte die Teenagerin ruhig und selbstsicher mit einem Lächeln auf den Lippen.
Kim hielt die Schlüsselkarte an den Türöffner, dieser dankte es ihr mit einem lauten, kurzen Piepen. Danach öffnete sich die Türe mit einem schnellen „wusch“. Vorsichtig spähten die beiden Teenager um die Ecke. Sie erblickten einen verdunkelten, grossen Raum. Überall lagen Kabel auf dem Boden verteilt, an den Wänden hingen jede Menge Bildschirme, welche zum Teil eingeschaltet waren. Im Hintergrund konnte man das Summen eines Generators und das Surren vieler Computer wahrnehmen. Zu ihrer Linken befand sich wahrscheinlich das Kontrollpult, welches leicht erhöht gebaut wurde. Dieses war, soweit man bei den herrschenden Lichtverhältnissen sehen konnte, ebenfalls mit vielen Bildschirmen und technischen Utensilien versehen.
In der Mitte des Raumes sahen sie endlich, weshalb sie überhaupt hierher gekommen waren: In einer beleuchteten Glasvitrine glänzte auf einem dunkelroten Kissen der wohl reinste Diamant der Welt. Shego hatte ihn vor wenigen Stunden aus bisher ungeklärten Gründen gestohlen. Kim und Ron sahen sich gegenseitig an und dachten auch dasselbe.
„Hier ist was oberfaul, wir hatten praktisch keinen Widerstand, ein zu bereitwilliges Helferlein mit Universaldietrich und der Diamant liegt hier in einer nicht bewachten Kommandozentrale auf dem Präsentierteller, das ist nicht normal!“, sagte Ron, seine Gedanken preisgebend, fast schreiend und hielt sich daraufhin sofort mit der rechten Hand den Mund zu, während er sich peinlich berührt umschaute.
Kim fasste sich an den Kopf. Erleichtert stellte sie nach einigen Momenten fest, dass sich nichts rührte, stand auf und ging entschlossen auf die Vitrine zu. Die Tatsache, dass sie beide wirklich auf keinen Widerstand gestossen waren, würde für Rons Theorie sprechen. Drakken musste sie erwarten und genau hier haben wollen. Also würde es wohl keinen grossen Sinn machen dieses Katz und Maus Spiel weiterzuführen.
Ron folgte ihr, schaute sich aber wachsam um und blieb wenige Meter hinter Kim stehen. Diese klopfte einige Male testend an die Glasvitrine, nahm den Laserlippenstift und schnitt damit ein kreisrundes Loch in die Scheibe. Sie nahm den etwa faustgrossen Diamanten und schaute ihn sich kurz fasziniert an, als sie ihn sicher in ihrem Rucksack verstaute. Darauf bemerkte sie den fragenden Blick von Ron, den irgendetwas stutzig zu machen schien. Anstatt ihn direkt zu fragen, hob die Teenagerin aber nur eine Augenbraue und drehte den Kopf zur Seite.
„Woher wusstest du, dass kein Alarm losgehen würde ... Moment mal, wenn Drakken den Diamanten nicht mit Alarmanlagen und Lasern schützt, dann ging es ihm ...“ – „ ... dann ging es mir effektiv gar nicht um den Diamanten, absolut richtig Stoppable.“
Mit diesem Satz gingen plötzlich überall Lichter an. Erschrocken drehte sich Ron um und konnte Dr. Drakken hinter dem Kontrollpult sehen, wie er grinsend über die Armaturen gelehnt auf die beiden runterschaute.
„Kim Possible, du hast dir dieses Mal ja ganz schön Zeit gelassen.“, rief er mit einem zynischen Unterton.
Die Teenieheldin machte sich neben der Glasvitrine sofort kampfbereit, ging in Grundstellung, bestens darauf vorbereitet, was gleich folgen würde, so dachte sie wenigstens.
Drakken, der offensichtlich nur darauf gewartet hatte, schnippte mit den Fingern. Sogleich öffneten sich, zwischen den beiden Teenagern und dem Eingang liegend, vier Luken, grünes Licht erhellte zusätzlich den Raum und schliesslich tauchte pro Luke eine rote, künstliche Drohne, auf. Gleichzeitig trat Shego durch die Zugangstüre ein. Sie zeigte aber kein Interesse daran Kim in irgendeiner Weise zu attackieren, denn sie verschränkte lediglich ihre Arme und lehnte sich an die nächstgelegene Wand.
„912 bis 915, greift Kim Possible an!“ schrie Drakken vergnügt vom Kommandopult herunter, während er auf seine Erzfeindin deutete. Sofort befolgten die Drohnen den Befehl, rannten auf Kim zu.Inzwischen hatte sich Ron mutig zwischen die Fronten gestellt, als wollte er Drakken signalisieren, er wäre auch noch da, wurde allerdings unsanft von der ersten Drohne ausgehebelt und zur Seite geworfen.„Ron!“, konnte Kim noch rufen, bevor die erste Drohne sie erreichte. Der Rotschopf griff wieder zu ihrem Laserlippenstift und halbierte die ersten beiden Drohnen, sprang der Dritten mit einem Salto entgegen und riss dieser mit einem harten, sehr gezielten Fusskick den Kopf ab. Von der Heftigkeit des Aufpralls wurde der nun leblose, künstliche Körper in Richtung Ron geschleudert. Dieser rieb sich gerade im Sitzen den Kopf als sich der Inhalt der Drohne neben ihm auf dem Boden ausbreitete.„Künstliche Drohnen, widerlich!“, zischte der blondhaarige Teenager angeekelt, „Habt ihr eigentlich nichts anderes zu bieten?“
Er sah dabei Shego an, welche ihren vorhin eingenommenen Platz immer noch nicht verlassen hatte und mit einem Lächeln auf eine grüne, künstliche Drohne wies, die durch eine der offenen Luken auftauchte, während Kim soeben die vierte Rote ausschaltete. „Ich sagte ’anderes’, nicht anders farbig!“Daraufhin liess die grüne Drohne mit einem Zischen ihre künstlichen Hände aufglühen, wie man es sonst nur von Shego kannte. Wenn diese künstlichen Dinger Emotionen zeigen könnten, hätte diese in dem Moment wahrscheinlich gegrinst.
Kim fiel die Kinnlade nach unten, sie war absolut sprachlos. Ron, der durch diese Neuerung ebenfalls aus dem Konzept gebracht wurde, ging einige Schritte rückwärts, schliesslich seine Sprachlosigkeit überwindend: „ Eine künstliche Shegodrohne? Das ist krank, völlig wahnsinnig!“
Dr. Drakken erklärte, immer noch über seine Armaturen gelehnt, sehr erfreut über die Reaktion der Beiden: „Wie ihr sehen könnt, habe ich einen Weg gefunden Shegos Kräfte mit meinen Drohen zu vereinigen. Zusätzlich sind sie nicht nur schneller und stärker als meine alten Modelle, sondern auch noch wesentlich widerstandfähiger.“
Unter Drakkens Lachen ging die Shegodrohne zum Angriff über. Kim, welche sich noch nicht ganz von diesem Schock erholt hatte, konnte dem ersten Schlag zwar ausweichen, musste aber mit ansehen, wie der künstliche Angreifer ihr den Laserlippenstift aus der Hand schlug. Auch den nächsten Schlägen konnte die Teenieheldin nur mit grosser Mühe ausweichen, es war ihr aber möglich, sich mit ein paar Rückwärtsüberschlägen genug Platz zu verschaffen, um den neuen Kampfstab zu zücken und auf Kampfmodus wachsen zu lassen. Kim drückte einen Knopf im Griff, worauf man ein lautes und sehr hohes Pfeifen hörte, welches rasch höher wurde, bis man es nicht mehr wahrnahm, vergleichbar mit dem Geräusch, das sich beim Laden eines Kamerablitzes ergab.
Nun sprang sie der Shegodrohne entgegen, wehrte einen weiteren Schlagversuch mit dem Kampfstab ab, drehte sich um die eigene Achse und rammte, mit dem Rücken zu ihrem grün-schwarzen Gegner stehend, ein Ende des Stabes schwungvoll in deren künstliche Brust. Die Hülle wurde von dieser Attacke zwar nicht beschädigt, die Drohne selber aber trotzdem jäh in ihrem Angriff gestoppt. Anfänglich blieb sie einfach nur still stehen, begann dann immer stärker am ganzen künstlichen Körper zu vibrieren, bis sie schliesslich in ihre Bestandteile zerrissen wurde und ihren Inhalt quer über die rothaarige Teenagerin und durch Drakkens Versteck verteilte.
Kim erinnerte sich an die Einsatzbesprechung auf dem Weg nach Alaska: „Der Stab ist Plasma resistent, du kannst ihn also gegen Shego einsetzen. Seine Hauptfunktion liegt darin, mittels Hyperschall Moleküle bis zum Resonanzfall schwingen lassen, was das betroffene System zerstört, allerdings funktioniert das nur auf kurze Distanzen.“, hatte der schwarzhaarige Junge ihr erklärt.
„Wade, du bist ein Genie, aber ich sollte ihn nicht wieder gegen Drohnen einsetzen.“, dachte sie sich, stemmte dabei die freie Hand in die Hüfte und grinste Ron an.
Dieser wollte seiner Freundin gerade zur Hilfe eilen, blieb nun aber stehen, grinste ebenfalls und sah zu Drakken, welcher seinerseits nicht mehr aus dem Staunen herauskam. „Jetzt sehen Sie sich mal diese Sauerei an ...“, schrie Ron, auf Kim und Drakkens Kommandozentrale deutend, „ ... müssen Sie diese Dinger eigentlich mit diesem widerlichen Zeugs füllen?“
Drakken, der sich mittlerweile aufgerichtet hatte, verzog eine Miene und schaute Ron verachtungswürdig an. „Das nennt sich synthetische Biomasse ... Shego!“.
Die Schwarzhaarige hatte verstanden und wollte gerade Ron angreifen, als sie auf einer der unzähligen Schleimpfützen ausrutschte, auf dem Hintern durch den Raum schlidderte, schliesslich hart an der Glasvitrine aufschlug und dort stöhnend liegen blieb.
„Sehen Sie, ich habs ja gesagt!“, schrie Ron amüsiert auf Shego zeigend, nachdem er ihren unrühmlichen Abgang beobachtet hatte. Darauf platzte Drakken endgültig der Kragen. „Jetzt drehe ich dir höchstpersönlich den Hals um, Stoppable!“, gab er lauthals zurück, während er seine Ärmel hochkrempelte, das Kommandopult mit nach vorn gebeugten Oberkörper und schliesslich hängenden Armen verliess und direkt auf Ron zuging.
Nicht wirklich beeindruckt von Drakkens Drohung ging Ron, unter seinem üblichen, jaulenden Kampfgeschrei, einige seiner Affenkungfu-Possen durch, bis er sich auf eine Grundstellung einigen konnte und Drakken lächelnd zu sich winkte. Der blieb seinerseits stehen, offensichtlich eingeschüchtert durch Rons Getue, zog die Augenbraue hoch und winkte mit beiden Armen ab, ehe er einige Schritte zurückging. Er wollte sich wohl gerade verdrücken, als sich Kim mit Kampfstab vor ihm aufstellte, um ihm einen möglichen Fluchtweg zu versperren.
„Wissen Sie Drakken, Ideen haben Sie, das muss ich Ihnen lassen, aber an der verschrienen Widerstandsfähigkeit müssen Sie noch feilen, nö?“
Sie zog den mittlerweile leeren Rest des Kopfes der Shegodrohne hervor, präsentierte ihn Drakken mit einem herablässigen Lächeln, bevor sie das Stück Plastik in seine Richtung warf. Zum grossen Erstaunen der beiden Teenager ging es aber durch Drakken durch und traf Ron mit einem klatschenden Geräusch am Kopf. Dieser schrie angeekelt auf und rannte einige Male im Kreis herum, bis er sich endlich des zerfetzten Kopfes entledigen konnte.
„Das ist krank und pervers!“, schrie er das destabilisierte Hologramm an und fuhr beleidigt wirkend fort, „Halten Sie es nicht einmal mehr für nötig persönlich zu unseren Zusammenstössen zu erscheinen?“
Das flackernde und rauschende Hologramm brauchte einige Sekunden, bis es wieder störungsfrei erschien. Nun war es wieder Drakken oder besser gesagt sein Hologramm, das ein fettes Grinsen auf den Lippen hatte. „Ich habe nicht damit gerechnet, dich heute zu besiegen, Kim Possible, warum also sollte ich persönlich erscheinen?“
„Aber wozu dann die ganze Nummer?“, fragte Kim zögernd und verunsichert. „Ich werde es dir nicht erklären, denk dir selbst was aus.“, gab das Hologramm mit einem vergnügten Unterton zurück, „Aber ob dus glaubst oder nicht, du hast mir sogar geholfen.“
Kim und Ron verstanden langsam aber sicher kein Wort mehr und fühlten sich immer verwirrter. „Gehirnkribbeln!“, sagten beide gequält zur gleichen Zeit. Das Hologramm verschränkte die Arme hinter dem Rücken. In siegessicheren und zufriedenen Ton fuhr es fort: „Wir haben für heute genug gespielt Kimberly Ann.“
In diesem Moment wechselten sämtliche Bildschirme auf einen schwarzen Hintergrund. Shego, die immer noch an der Vitrine lag, verschwand vor den Augen der Teenager, offenbar war auch sie nur eine holografische Erscheinung. Aus einer der Luken wurde ein silberner, verkabelter Kasten nach oben befördert, der zu surren begann, gleichzeitig zeigte einer der Bildschirme in orangen Zahlen 00:20 an und begann piepsend im Sekundentakt rückwärts zu zählen.
„Dies ist nur eine kleine Vorsichtsmassnahme, im Falle wenn dein Computerfreund oder das NGG versuchen sollten ihre Nasen in mein System zu stecken. Wenn ich aus den Konfrontationen mit dir etwas gelernt habe, dann dass man seine Spuren lieber doppelt verwischen sollte. In diesem Sinne gehab dich wohl.“, Drakken verneigte sich grinsend, danach ging auch sein Hologramm aus.
„Bombe!“, schrie Ron, der geistesgegenwärtig erkannt hatte, dass sie nicht genug Zeit hatten um der Detonation zu entkommen. Er zog seine total überrumpelt wirkende Freundin zur Glasvitrine. „Leg dich hin, Kim!“
Ohne Widerworte gehorchte sie, legte sich hinter die Vitrine und zog intuitiv die Beine an. Ron ging in die Knie, beugte sich über sie und schütze ihren Kopf. Er konnte gerade noch sehen wie der Countdown 00:00 erreichte, danach zog er sofort seinen Kopf ein und vergrub ihn unter seinen Armen, um wiederum sich selbst so gut wie möglich zu schützen.
Der silberne Kasten gab einige seltsame Geräusche von sich, es hörte sich an, als würde er sich aufladen, bevor er unter einem lauten Knall verschmorte. Sämtliche Bildschirme und Lichter der Kommandozentrale fielen urplötzlich aus, als ob alle Sicherungen auf einmal durchgebrannt wären. Danach Stille, unerträgliche Stille.
Ron hob vorsichtig den Kopf. Er musste sich selbst in den Arm kneifen, um zu überprüfen, ob er noch lebte. Auch Kim brauchte eine Weile, bis sie begriff, dass Drakken gerade keine Bombe, sondern einen EMP gezündet hatte. Dieser kommt zwar ohne Sprengstoff und Explosion aus, der ausgesendete Impuls zerstört aber sämtliche elektronischen Geräte und Einrichtungen in unmittelbarer Nähe. Wie sie feststellen musste, war selbst der Kimmunicator ausgefallen.
„Alles in Ordnung, KP?“ fragte Ron mit leicht beunruhigter Stimme, während er sich aufrichtete und Kim seine Hand anbot, um auch ihr auf die Beine zu helfen.
Sie nickte, wusste aber, dass eigentlich nichts in Ordnung war. Äusserst verunsichert ging sie die gerade erlebten Minuten in Gedanken durch. Das letzte Mal, als Drakken so systematisch vorgegangen war, hätte er sie beinahe zu Fall gebracht. Dieses Mal kam es ihr noch gründlicher, noch berechnender vor. Ihr liefen kalte Schauer über den Rücken, sie wollte sich gar nicht ausmalen, was ihr Erzfeind wieder plante, im Endeffekt konnte sie es ja auch nicht wissen. Er hatte zu viele Fragen offen gelassen.
Ron konnte offensichtlich Gedanken lesen und nahm Kim zärtlich in den Arm. „Keine Angst KP, wenn wir zusammen sind, kann uns nichts aufhalten.“, flüsterte er ihr aufheiternd ins Ohr.
Sie schaute Ron direkt in die Augen, lächelte und gab ihm einen kurzen Kuss. Danach löste sie sich langsam aus Rons Umarmung und sammelte ihren Rucksack und Laserlippenstift ein. „Wir haben einen Diamanten abzuliefern. Gehen wir nach Hause.“, meinte sie schliesslich.
„Wird auch Zeit, ich hab Hunger. Ach und KP … du solltest dringend ein Bad nehmen.“, sagte Ron grinsend und wies dabei auf die Drohnenrückstände. Kim hob beide Arme und sah an sich herunter, warf Ron wieder einen Blick zu und streckte ihm die Zunge raus, ehe sie sich umdrehte und gedankenverloren ging.
Ron schaute sich noch einmal um, bevor er gelassen wirkend die ehemalige Kommandozentrale verliess. Insgeheim wusste er, was Drakken auch immer im Schilde führte, es würde grösser sein als seine bisherigen Pläne zusammen. Und dies zu einem deutlich ungünstigen Zeitpunkt, denn offensichtlich hatte Kim die jüngsten Ereignisse doch noch nicht ganz verarbeitet. Er war sich aber sicher, sie würden auch diese Situation überstehen.

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