Kim Possible - Black Phönix - Epilog

Epilog - And what about future?

Nächster Tag; Middleton High, morgens

„Was hast du mit meinem Superanzug gemacht?“, jammerte Wade lauthals über die Computerverbin-dung, sein schockiertes Gesicht in eine andere Ecke seines Zimmers gerichtet. Scheinbar schaute er sich gerade die enormen Schäden am weissen Einteiler an, was dem schwarzhaarigen Genie tatsächlich Trä-nen in die Augen trieb. Seiner Körperhaltung nach, stand er wohl kurz davor seinen Kopf, mit der Stirn voran, mehrmals auf die Tischplatte zu schlagen. Sich eines Besseren besinnend, liess er es aber nicht soweit kommen, wandte nun stattdessen seine Augen zu Kim, welche er mit einem bösen Blick zu fixie-ren versuchte, und klagte in belehrendem Ton weiter: „Bevor du ihn bekommen hast, galt er als unka-puttbar.“
Die rothaarige Teenagerin hörte allerdings nicht wirklich zu, Wades Worte hallten von weit her in ihren Ohren. Mit gesenktem Kopf stand sie regungslos vor ihrem mittlerweile reparierten Schrank, ihr müder Blick verlor sich, ging irgendwo ins Leere. Ähnlich verhielt es sich mit ihren Gedanken. Wie befürchtet, hatte die ganze Ccorp. Angelegenheit einen äusserst unerfreulichen Nachgeschmack und der Schock darüber sass der Teenieheldin noch an diesem Morgen tief in den Gliedern.
Bereits gestern Abend hatte sie über Wade erfahren müssen, dass sich der in der Hench & Co. Hauptfi-liale verhaftete Maskenmann als John Hench entpuppte. Dieser spielte nur den Köder, die Ablenkung, um dessen Bruder eine unbemerkte Flucht zu ermöglichen. Damit nicht genug. Nach den ersten Auswertun-gen der gesammelten Daten über Ccorp. konnte Jack Hench in keiner Art und Weise mit Dr. Chen in Verbindung gebracht werden. Die gesamte Firma schien über John gelaufen zu sein, welcher auch noch bereitwillig die Rolle des Sündenbocks annahm und sämtliche Verantwortung und Schuld der verübten Taten übernahm, nur um seinen Bruder zu schützen. Abgesehen davon, dass sie deswegen eine weitere schlaflose Nacht hinter sich bringen musste, innerlich wurmte es Kim unheimlich, den eigentlichen Mist-kerl nicht seiner gerechten Strafe zugeführt zu haben.
Bevor sie sich noch mehr in ihren Gedanken verlieren konnte, weckte Ron, der sich, zusammen mit Ru-fus eine Packung Erdnusscracker zu Gemüte führend, neben seine Freundin stellte und diese mit einem „Was steht an Wade?“ aus ihrem tranceähnlichen Zustand weckte und gleichzeitig die sinnlose Stand-pauke des kleinen Genies unterbrach. Während Kim leicht aufschreckte und kurz ihren Kopf schüttelte, um selbst wieder zu Bewusstsein zu gelangen, fügte der blonde Teenager mit vollem Mund fragend an: „Irgendetwas neues?“
„Kim ist in den Nachrichten.“, grinste Wade, sich unheimlich schnell wieder beruhigend, zufrieden zurück und drückte einen Knopf seiner Tastatur. Auf dem Bildschirm erschien Nakasumi-san an einer Presse-konferenz, wie man durch die vielen Blitzlichter und die Horde wild durcheinander schwafelnden Leute vor dem Rednerpult schlussfolgern musste.
„ ... danken Sie nicht mir, danken Sie Kim Possible.“, erklärte der Spielzeugmagnat, bevor er sich lä-chelnd abwandte, worauf ins Studio zu dieser blonden Journalistin zurückgeschaltet wurde. „Einmal mehr hat die weltbekannte Teenieheldin Kim Possible den Tag gerettet ...“
„Und was ist mit ihrem Helferlein? Ihr wisst schon, Ron Stoppable? Wieso werde ich eigentlich nie er-wähnt? Ich war zwar nur die Ablenkung, aber ich hab auch geholfen und ...“ – „Sssht!“ Ron kratzte sich beleidigt am Kinn, schluckte endlich den durchgekauten Brei in seinem Mund herunter und wollte sich über den Rest Cracker hermachen, was aber sein in der nun leeren Packung liegender Nacktmull längst für ihn erledigt hatte.
„ ... Unter Miss Possibles Aufsicht und der engen Zusammenarbeit der örtlichen Behörden werden ab heute Untersuchungskomitees zur Ausschlachtung von sämtlichen Ccorp. Filialen auf der Welt aufgestellt ...“
In der Tat war man weltweit so dankbar über die vereitelte Weltübernahme, dass man die rothaarige Teenagerin keine zwei Stunden nach der versuchten Drohneninvasion zum ehrenamtlichen CEO sämtli-cher Aktionen gegen Ccorp. ernannt hatte. Eigentlich gehörte Kim nicht zu den Menschen, die eine Machtposition gnadenlos ausnutzen, weshalb sie erst abgelehnt hatte. Erst als man ihr offenbarte, dass Jack Hench davonkommen würde, nahm sie das Amt an, wenn man es so nennen wollte. Entgegen ihrer Erwartungen, glaubte man der Teenieheldin nämlich durchgehend, dass Jack Hench in die Sache verwi-ckelt war, weshalb man die Gegenaktionen auch sofort auf Hench Industries ausgeweitet hatte, natürlich inoffiziell. Mit von oben legitimierten und abgesegneten Vollmachten, wurden jegliche Mittel erlaubt dem Geschäftsführer das Leben möglichst schwer zu machen. Dies beinhaltete regelmässige, unangemeldete Besuche bei Hench, ganz egal ob dieser nun wieder etwas im Schilde führte oder nicht, um dessen Bude auf den Kopf zu stellen, genauso wie die Einschleusung diverser Viren im Computersystem von Hench Industries durch Wade, welche die gesamte Firma jedes Mal Jahre und Millionen kosten würden. Der Geschäftsführer mochte vielleicht nicht im Gefängnis sitzen, aber er würde auch niemals wieder einen derartigen Plan auf die Beine stellen können, dafür wurde gesorgt. Beim Gedanken an Jacks dummes Gesicht, konnte sich der Rotschopf ein schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen, als die Reporterin auch noch genau dieses Thema ansprach, dehnte sich ihr Lächeln auf ein bösartiges Grinsen aus.
„ ... Jack Hench, der seine einst von Ccorp. aufgekaufte Firma bereits wieder übernommen hat, zu den Weltübernahmeplänen seinen Bruders.“ Unter diesen Worten wurde Besagter eingeblendet, wie er sich mit geschlossenen Augen und in betroffen klingendem Tonfall zu den geschehenen Ereignissen äusser-te: „Ich hätte niemals gedacht, dass mein eigener Bruder zu so etwas fähig wäre. Das hat mich tief getrof-fen. Sie müssen wissen, er war immer sehr ruhig, sehr bescheiden. Jetzt bin ich einfach nur enttäuscht, aber auch glücklich darüber, dass er gestoppt wurde. Vielen Dank an Kim Possible.“
„Blabla blablablabla ...“, unterbrach Wade angeekelt und genervt das Video, während er sich einem gera-de erhaltenen Ausdruck zuwandte, wobei seine Miene immer ernstere Züge annahm, „Noch eine schlechte Nachricht ...“, grummelte das schwarzhaarige Genie kaum hörbar hinter dem Blatt Papier her-vor. „Wade?“ – „Er ist entkommen.“, stotterte er schliesslich frustriert, während er sich, seiner Körper-sprache nach, am Liebsten unter seinem Pult versteckt hätte. „Was?“ – „Heute morgen konnte er trotz doppelter Bewachung durch das NGG aus seinem Krankenzimmer fliehen. Schenkt man den angeschla-genen Agenten Glauben, die vor dem Zimmer Wache schoben, wurde er befreit, und zwar, ich zitiere wörtlich, von einem der sieben Zwerge. Scheinbar hat man den armen Kerlen irgendeine Droge verab-reicht.“
Kim fasste sich mit der linken Hand an die Schläfe und gab einen genervten Laut von sich, ehe sie darauf knapp erwiderte: „Wie auch immer, halt uns auf dem Laufenden.“ Mit diesen Worten unterbrach sie die Verbindung, schloss ihren Schrank und ging langsam den Gang entlang, in Richtung ihrer nächsten Stunde.
Ron wollte diese Reaktion kaum glauben, geschweige den billigen. Nicht genug, dass Jack Hench ent-kommen konnte, nun auch noch dieser Kerl. „Was denn, ihn lässt du auch einfach laufen?“ – „Der taucht schon wieder von allein auf. Und wenn nicht, dann nicht.“, rief sie zurück, während sie stehen blieb und den Kopf zu ihrem Freund drehte, „Kommst du?“
Entrüstet steckte der blonde Teenager Rufus in seine Tasche und warf die leere Crackerpackung weg, als er Kim erreicht hatte. „Das wars dann? Zurück ins Alltagsleben? Einfach so, als ob nichts gewesen wäre?“, fragte er mit enttäuschtem Unterton, wild mit den Armen durch die Luft fuchtelnd. Die rothaarige Teenagerin hob als Reaktion darauf nur eine Augenbraue.
„Oh, sieh mich nicht so an.“, sagte er etwas ruhiger, aber immer noch ernst, „Ich meine, ist es nicht Zeit für etwas anderes, etwas neues? Das muss ja nicht gleich ein Outfitwechsel sein oder eine Alieninvasion oder ...“ – „Oder du als Footballspieler?“ – „Wirklich witzig.“, erwiderte er ironisch auf die freche Bemer-kung, bevor er ein breites Grinsen auflegte, wie wenn ihm ein grandioser Einfall gekommen wäre, und dann seinen rechten Arm um ihre Schulter legte. „Das würde dir gefallen, hm?“ – „Ron!“ Sie stiess seine Hand gespielt unnahbar weg und verschwand schnell um die nächste Ecke, und zwar offensichtlich so überzeugend, dass Ron ihr mit verzweifelter Stimme nachrief: „Kim, komm zurück, von Zurückweisungen krieg ich Albträume. Bitte!“
Da er nicht die erwünschte Reaktion erzielte, blickte er ängstlich auf irgendeine Stelle an der Decke. „Sieht nach einer langen Nacht aus, mein Freund.“, sagte er mit nachdenklichem Unterton zu Rufus, der gerade seinen Kopf aus der Hosentasche streckte. „Hä?“

Hochsicherheitssträflingsanstalt, irgendwo in Amerika, nachts

Das Mondlicht schien durch das kleine, mit Gitterstäben verzierte Fenster und warf einen schwachen Schatten auf Shegos Oberkörper. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen, starrte die Schwarzhaarige verloren wirkend an die Zellendecke, versuchte die verzwickten Ereignisse, welche in diesem Kontroll-raum passierten, in ihrem Kopf zu ordnen, versuchte das Passierte zu verstehen. Ben hatte ihr also u-nerwarteterweise das Leben gelassen. Ihre Wegrennerei hatte endlich ein Ende gefunden, sie brauchte sich nicht mehr vor ihrer Vergangenheit zu verstecken, jedenfalls nicht von dem Teil. Einerseits unendlich erleichtert darüber, beschäftigte sie aber andererseits die Frage, was nun weiter geschehen sollte. Der Moment ihr Leben grundlegend umzustellen, ihren Job als schurkisches Helferlein an den Nagel zu hän-gen, hätte an sich nicht besser gewählt werden können und, zu ihrem Erstaunen, fand sie den Gedanken an ein ordinäres, idyllisches Leben, vielleicht mit Familie und einem kleinen Häuschen, gar nicht so be-fremdlich, allerdings nur auf den ersten Blick. Shego erschauderte unweigerlich bei der Vorstellung. Sie als glückliche Hausfrau? Von wegen! Warum sollte sich irgendetwas ändern? Wozu? So seltsam das auch klingen mochte, sie fühlte sich bei Drakken sicher, abgesehen davon, dass der selbsternannte Su-perschurke die Schwarzhaarige niemals zu etwas zwingen würde, was ihr zuwider wäre. Dafür war sie dankbar, auch wenn sie das in Drakkens Anwesenheit nie zugeben würde. Sobald sie hier raus käme, würde sie sich ein, zwei Wochen frei nehmen, sich erholen, bevor dann dieses ganze Welteroberungs-dingens wieder von vorne starten würde. Für Veränderungen war es sowieso längst zu spät, sie hatte diesen Weg freiwillig schon vor Jahren beschritten. Nicht dass Shego nicht durchaus etwas an ihrem Lebensstil hätte ändern können, sie wollte es einfach nicht. Sei es aus Furcht vor den unvermeidlichen Konsequenzen, welche ein Lebenswechsel unweigerlich nach sich ziehen würde, oder aus sonst einem Grund.
Aber eigentlich beschäftigte sie eine ganz andere Sache wesentlich mehr. „Was zum Teufel war mit Kim-mie los?“, fragte sie sich in Gedanken selber. Nicht nur dass der Rotschopf ihr das Leben gerettet hatte, wie auch immer die Kleine das geschafft hatte, viel zwingender erschien die Tatsache, dass sie es über-haupt und mit dem Einsatz ihres Lebens versuchte. „Warum solltest du das tun?“, fragte sie in den Raum hinein und erhielt selbstverständlich keine Antwort. Doch selbst diese unerwartete Rettungsaktion wurde durch ihr eigenes Handeln weit in den Schatten gestellt. Warum, um alles in der Welt, sollte sie die Tee-nagerin vor Scarface beschützen? Wie sie es auch drehte und wendete, keiner, nicht ein einziger der vielen Gründe für dieses Verhalten wollte der Schwarzhaarigen gefallen.
Ein weiterer, beunruhigender Gedanke kreuzte ihr Bewusstsein: „Was wenn wir uns tatsächlich unter anderen Umständen getroffen hätten? Würden wir zusammensitzen, shoppen, reden und über irgend-welche Jungs lachen? Wären wir so was wie Freundinnen?“ Wieder liefen der Schwarzhaarigen kalte Schauer über den Rücken. Kopfschüttelnd schoss sie die Augen und drehte sich auf ihre rechte Seite. „Hässliche Vorstellung.“, flüsterte sie, während sie es sich auf ihrer harten Pritsche so gemütlich wie mög-lich machte, „Und dennoch ...“ Auch wenn die Sache vorerst abgeschlossen war, ein klärendes Gespräch zwischen ihr und Kimmie schien nicht nur bitter nötig, sondern unvermeidlich. Und von Ben wollte sie gar nicht erst anfangen. „Noch etwas, worauf ich mich freuen kann.“, dachte Shego sarkastisch.

Haus der Possibles, nachts

„Wie wurdest du eigentlich wieder zu Zorpox? Ich dachte, du hättest dieses Grobianregulierungsdingens gar nicht mehr.“, fragte die rothaarige Teenagerin in den Hörer an ihrem linken Ohr. Ein gedämpftes, verlegenes Lachen war zu hören, bevor Ron, scheinbar nach einer Antwort suchend, in Schweigen ver-fiel. „Die Kappe war gar nicht nötig.“, erklärte er schliesslich leicht zögerlich, „Ich habe mir ein Leben ohne dich vorgestellt ... oder es war deswegen, weil ich seit Stunden nichts mehr gegessen hatte.“
Die Antwort löste ein schön warmes Gefühl in Kims Magengegend aus, trieb ihr ein zufriedenes, kleines Lächeln auf die Lippen und Freudentränen in die Augen. Und wieder hatte Ron es geschafft, sie aufzu-heitern, als ob er Kims neuerliche Unsicherheit spüren könnte. Kurz erhellte ein Blitz das Zimmer der Teenagerin. „Du bist süss.“, konnte sie noch erwidern, ehe die Leitung gewaltsam unterbrochen wurde, gefolgt von einem gewaltigen Donnerknall.
Ängstlich wirkend setzte Kim sich langsam von ihrem Bett auf und ging auf ihr Fenster zu. Draussen reg-nete es in Strömen, hin und wieder leuchtete der bedeckte Nachthimmel unter den Blitzen auf. Die rot-haarige Teenagerin umarmte sich selber, strich sich sanft über die leicht schmerzende linke Schulter, als sich die Schmetterlinge in ihrem Bauch verflüchtigten und einem kalten Gefühl Platz machen mussten und wieder alte, hässliche Erinnerungen in ihr Bewusstsein rückten. Auch wenn die Teenieheldin es ge-genüber Ron nicht zugegeben hatte, die ganze Sache war nicht ganz so spurlos an ihr vorbeigezogen, wie sie das allen anderen weismachen wollte. Sie fürchtete sich vor den Momenten, in denen sie allein war, fürchtete sich davor, wohin sie ihre Gedanken in jenen Augenblicken tragen könnten. Mit einem wei-teren Blitz erschien für einen Bruchteil einer Sekunde Kims Spiegelbild im Fenster und plötzlich hallten Bens Worte mit dem folgenden Donnergrollen in ihren Ohren.

-Flashback-
Scarface schüttelte erst lachend, dann hustend den Kopf und musterte anschliessend sein Gegenüber lange mit halbgeschlossenen Augen. „Eines noch ...“, sagte er fast flüsternd und winkte die Teenieheldin zu sich, so dass er sich an ihrer Schulter bis zu ihrem Ohr hochziehen konnte, „Nicht unterbrechen, nur zuhören ... Du bist gut, Possible, wirklich gut, aber du bist auch eine verdammte Närrin. All diese hohen Erwartungen in dich ... dieser Druck gleichzeitig als Teenieheldin, Schülerin und Mensch zu bestehen. Und dabei vergisst du leider das Wichtigste überhaupt, nämlich dich selber. Was bringt es dir die Welt zu retten, wenn du es nicht geniessen kannst? … Eines Tages wird sie in ihrer ganzen Pracht in sich zu-sammenbrechen und dich darunter begraben.“
Vor Schmerzen leise aufstöhnend, machte der Schwarzhaarige eine kurze Verschnaufpause und ver-suchte möglichst gegen die aufkommende Müdigkeit anzukämpfen. Dennoch liess er Kim nicht zu Wort kommen.
„Du leidest immer noch unter den Erinnerungen an diesen Scharfschützen und zweifelst an dir selber, weil du es überhaupt in Betracht gezogen hast, einen Menschen zu töten, nicht? Eigentlich wollt ich dir das nicht sagen, aber das Magazin war leer. Selbst wenn du diesen Bastard hättest töten wollen ... Wa-rum? Als ich dir an diesem Abend vor diesem blöden Fastfoodladen in die Augen schaute, hab ich sie gesehen.“, er nickte schwach in Shegos Richtung und verstärkte den Druck auf Kims Schulter, „Ich habe mich gesehen, Augen voller Hass, voller Verachtung ... deshalb hab ich dich in diese Situation gebracht, um dir den Abgrund zu zeigen, auf den du zugingst, um dich von einem Weg voller Leid, Schmerz und Verlusten abzubringen ... um dir ein Leben zu ersparen, das du definitiv nicht verdient hast. Du hast dich richtig entschieden, also hör endlich auf dir Vorwürfe zu machen. Du bist alles andere als schwach. Ich wünschte meine Kraft hätte damals für eine solche Entscheidung gereicht, denn ich hätt es definitiv bes-ser wissen müssen.“
Kraftlos liess der Narbenträger seinen Oberkörper zurück an die Wand gleiten, während er beide Augen schloss und seinen ganzen Körper entspannte. „Leb wohl, Possible.“
-Backflash-

Auf die harte Tour hatte sie das lernen müssen. Die Dinge werden nie wieder so sein, wie sie einst wa-ren. Niemals wieder. So sehr Kim gegen aussen hin auch versuchte, an ihr altes Leben anzuknöpfen, tief in ihr wusste sie das. Wenn ihr die Ccorp. Angelegenheit eines gezeigt hatte, dann dass auch die weltbe-kannte Teenieheldin ihre Grenzen hatte, dass für einen Possible wohl wirklich alles möglich war. Selbst Versagen und Sterben. Ein beängstigender Gedanke.
Das Telefon liess sie aufschrecken, scheinbar war der kleine Stromunterbruch wieder behoben. Beim Gedanken an Ron wurde der Teenagerin gleich wieder viel besser. Mehr denn je brauchte sie ihren Freund jetzt an ihrer Seite. Er war der einzige Grund, warum der Rotschopf den Schützen an dem schicksalsträchtigen Abend nicht niedergestreckt hatte. Ohne ihn hätte sie sich längst verloren, wäre längst zu irgendeinem unmenschlichen Monster mutiert. Neben ihm wurde alles andere unwichtig, Moni-que, ihre Familie und all die vielen anderen, selbst die Welt, welche sie auch in Zukunft weiterhin vor selbsternannten Superschurken und sonstigem Gesindel beschützen würde. Nicht für sich, sondern nur für Ron.

Ein Motel irgendwo auf der Welt, nachts

Da stand er nun, fünf verschwendete Jahre und ein sinnloser Rachefeldzug später, mit einem Leben, das zu vermeiden gewesen wäre. Eine Lüge hatte er gelebt, basierend auf falschen Annahmen, und sich damit selbst aufs Abstellgleis manövriert. Nicht etwa Shego hatte sein Leben zerstört, sondern er ganz allein. Was für eine unerwartete und ironische Wendung. Doch eigenartigerweise traf ihn diese Erkennt-nis niemals so hart, wie sie vermutlich hätte treffen sollen. Er war weder frustriert noch verwirrt, eher er-leichtert, entspannt, gar zufrieden. Eigentlich gab es auch keinen Grund zur Unzufriedenheit. Die Dinge hatten sich im Endeffekt zu seinen Gunsten entwickelt, das Leben bot ihm eine zweite Chance an, liess ihn aus seiner eigenen Asche wiederauferstehen. Selbst wenn er Shego nicht getötet hatte, in einem gewissen Sinn hatte er seine Rache bekommen, ausserdem konnte er sich im Notfall immer noch auf ein kleines Treffen mit Jack Hench berufen.
Mit einem leisen Seufzer schaute er an seinem Oberkörper herunter und tastete mit der Rechten seine genähte Schusswunde ab, ehe er auf den stark beschlagenen Spiegel vor seiner Nase blickte. Schwach auf seinen Füssen hin und her wippend, genoss er einfach nur das Gefühl von Freiheit, den warmen Wasserdampf auf seiner Gänsehaut, er genoss die Tatsache schon seit Stunden keinen schmerzhaften Anfall mehr erlitten zu haben, wenn auch diese unheimliche Kälte blieb, welche durch seinen Körper zu zirkulieren schien.
Mit der rechten Hand strich der Schwarzhaarige einen Streifen Kondenswasser vom Spiegel, um sich in die Augen schauen zu können. Erschrocken wich er zurück, doch näherte er sein Gesicht nach wenigen Augenblicken wieder. „Das ist jetzt das dritte Mal und ich erschrecke immer noch.“, dachte er, als sein ungläubig blickendes Spiegelbild auf ein Neues bestätigte, aber wie es dem Narbenträger nicht genug Beweis war, massierte er mit dem rechten Zeigefinger eine Stelle unmittelbar unter seinem linken Auge. Er blickte in zwei unterschiedlich farbige Pupillen, während die eine ihre tiefschwarze Farbe behielt, hatte die andere einen dunklen Grünton angenommen. Wie wenn es neuerdings das Natürlichste der Welt wäre, dass Augen mir nichts, dir nichts von einer Stunde zur anderen die Farbe wechseln. Jedenfalls war es eine seltsame, etwas beunruhigende Erscheinung, auch wenn sein Sehvermögen durch die Änderung nicht im Geringsten beeinträchtigt schien.
Sein Blick wanderte auf ein weisses, mit einigen Knöpfen und einem schwarzen Drehrad, ähnlich wie bei einem alten Telefon, versehenes Gerät und den darauf liegenden Umschlag. Dieser Kleinwüchsige mit der ungesunden Hautfarbe hatte ihm den Apparat überreicht, nachdem er den Schwarzhaarigen heute morgen aus dem Krankenzimmer befreit hatte, wahrscheinlich als Gegenleistung dafür, dass der Mantel-träger den nervigen Superschurken aus dem ’Bermuda Triangle’ hatte entkommen lassen, nachdem Pos-sible und Shego KO gingen. Als ob der Schwarzhaarige gewusst hätte, dass es sich um eine lohnende Investition handeln würde. Emotionslos hob er den Umschlag auf, liess aber den Apparat an seinem Platz. Er war weder mit Adresse noch mit Absender versehen worden, man hatte sich noch nicht einmal die Mühe gemacht ihn zu verschliessen. Gerade als der Schwarzhaarige den Inhalt des Couverts he-rauszog, namentlich ein weisses Blatt Papier mit kurzem, schwer entzifferbarem Text, fiel das Licht im Bad aus.
„Verflucht, schon das fünfte Mal heute.“, dachte er sich, während er im nun stockdunklen Raum nicht einmal die Hand vor Augen sehen konnte, „Vielleicht sollte ich mich das nächste Mal bei der Wahl des Motels weniger aufs Geld schauen. Nicht dass es wirklich notwendig wäre.“
Über sein Selbstgespräch belustigt, lachte er laut heraus und schnippte einige Male mit den Fingern, worauf das Badezimmer unter einem Zischen in grünliches Licht getaucht wurde. Kurz betrachtete er, wie das Plasma um seine rechte Hand tanzte und, wie das Meer leise rauschend, um seine Finger züngelte. Es kribbelte in den Fingerspitzen, fühlte sich sonst aber eigenartig angenehm an. Wieder grinste er. She-go hatte sicher nicht geplant ihre Kräfte auf ihn zu übertragen, als sie ihn vor fünf Jahren angegriffen hat-te. Oder vielleicht doch? Noch so ein Rätsel um die Schwarzhaarige, das er zu gerne auflösen würde.
Er wandte sich wieder dem Stück Papier zu und las sich die Paar Zeilen selber laut vor: „Ihre Vorstellung im ’Bermuda Triangle’ hat mich sehr angesprochen. Fähige Mitarbeiter sind heute leider spärlich gesät. Sollten Sie an einem Gespräch interessiert sein, können Sie mich unter der unten stehenden Nummer erreichen. Verwenden Sie meinen Transportulator. Gezeichnet Professor Dementor“
„Dementor also. Das wäre dann Option Nummer drei.“, sagte er zu sich selbst und liess dann mit einem amüsierten, fast hämischen Lächeln die Flamme in seiner Hand erlöschen.




Thank you

Besonderer Dank geht an Miep, der wir diese Story überhaupt erst zu verdanken haben, ohne sie wäre Black Phoenix gar nicht erst zu Ende geführt worden, für die betareaderei und dafür, dass Du über all die Zeit mein Generve ertragen hast. Weiter, Time, danke für die Unterstützung und Hilfe, auch wenn ich Dich meistens gar nicht hab helfen lassen, und Weeky für Deine unendlich scheinende Begeisterung, die mich sicherlich hin und wieder getragen hat, und die noch kommenden fas ... auch Wizzkid soll nicht un-erwähnt bleiben, durch Dich und Illusionary Nightmare wurde die ganze Schreiberei auch ein bisschen zum Ansporn für mich, das Beste aus mir rauszuholen. Vielen Dank an die geduldigen Leser, ob stumm oder reviewend, und die Kritiker. Vielen Dank an die Schöpfer dieser besten Serie auf diesem traurigem Planeten. Danke für die Freude und das ’Zuhause’, welches Kim Possible bietet und auch über ihr Ende hinaus zukünftig noch bieten wird.

-in ever loving memory of you all

mg

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